2 Die Ansichten junger Menschen zu Religion, Toleranz und Geschichte

Bevor Sie darüber nachdenken, wie Sie junge Menschen für die Themen Religion und Toleranz begeistern können, lohnt es sich, einen Blick auf das zu werfen, was bereits über ihre Einstellungen zu religiöser Vielfalt bekannt ist. Laufende Forschungen (siehe: Maiden, Salmesvuori, Sinclair, Van Nieuwenhuyse und Wolffe, 2022) haben zu den folgenden Erkenntnissen geführt:

  • Junge Menschen schätzen religiöse Vielfalt und stehen dieser normalerweise positiver gegenüber als ältere Menschen (theoretisch zumindest). Einige von ihnen hegen jedoch noch erhebliche Vorurteile, beispielsweise gegen den Bau von Moscheen in Deutschland.
  • Zahlreiche „konzentrische Einflusskreise“ prägen die Ansichten junger Menschen,wobei die Familie am wichtigsten ist, gefolgt von Freunden und der Schule, und erst dann die eigene Glaubensgemeinschaft (sofern sie überhaupt einer angehören).
  • Lokaler Kontext ist wichtig. Beispielsweise fanden die Forscher des RETOPEA-Projekts signifikante Unterschiede zwischen jungen Menschen in Schulen in London, die sich in sehr unterschiedlichen multireligiösen Gebieten befinden, und denen in einer Schule in einer Stadt im Nordwesten Englands mit einer mehrheitlich weißen Bevölkerung. Häufiger sinnvoller Kontakt mit Menschen anderer Religionen, insbesondere in der Schule, führt zu mehr Toleranz und Akzeptanz.
  • Rundfunkmedien haben nur begrenzte Auswirkungen. Während sowohl durch Nachrichten als auch durch Dramen Klischees verbreitet werden – etwa über muslimische Extremisten oder katholische Pädophile – stehen junge Menschen solchen Inhalten kritisch gegenüber und wünschen sich einen differenzierteren und ausgewogeneren Umgang der Medien mit Religion. Ihre eigenen Ansichten werden zunehmend von YouTube und sozialen Medien sowie von traditionelleren Medien beeinflusst. Soziale Medien unterliegen zwar keinen traditionellen „Gatekeepern“ und können daher Fake News wie Verschwörungstheorien fördern, können aber auch positive Auswirkungen haben. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, die visuelle und Medienkompetenz zu fördern, damit junge Menschen in der Lage sind, fundierte Urteile zu fällen.
  • Junge Menschen haben oft ein begrenztes „präsentistisches“ Verständnis der Vergangenheit, was oft ihr begrenztes Wissen widerspiegelt. Sie neigen dazu, Episoden wie den Holocaust oder sogenannte „Religionskriege“ als Beweis dafür aufzugreifen, dass die Dinge in der Vergangenheit „schlimmer“ waren als in der Gegenwart, oder anachronistische moralische Urteile zu treffen, ohne sich der Komplexität historischer Kontexte bewusst zu sein. Ein zentrales Ziel des RETOPEA-Projekts ist es, Ressourcen und Ermutigung bereitzustellen, um diese Sicht der Vergangenheit in Frage zu stellen, und jungen Menschen zu helfen, sie stattdessen als Ideenquelle zu sehen, um kreativ über ihre gegenwärtige Situation nachzudenken.

Aktivität 2

Timing: Planen Sie für diese Aktivität etwa 15 Minuten ein

Bevor Sie weiterlesen, machen Sie eine Pause, um zu überlegen, inwieweit diese Verallgemeinerungen auf die jungen Menschen zutreffen, mit denen Sie arbeiten, und berücksichtigen Sie dabei Ihren spezifischen lokalen und organisatorischen Kontext. Es kann hilfreich sein, sich untenstehend einige Notizen zu machen.

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1 Religiöse Vielfalt in Europa

2.1 Erkunden religiöser Ansichten in Ihrer Gruppe