1 Identität als Konzept
In diesem ersten Teil geht es um das Konzept der Identität. Sie sehen zwei Videoclips mit persönlichen Beispielen und lesen einen Text, in dem es um Faktoren geht, die zur Identität gehören. Überlegen Sie vorher auch selbst: Was ist Ihrer Meinung nach wichtig für unsere Identität?

Übung 1
In zwei Videoclips sprechen Autorinnen des Open University Kurses L333 German Studies über ihre Identität. Sehen Sie sich die beiden Videoclips an und notieren Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Autorinnen.

Transcript: Video 1 Christine Pleines stellt sich vor

Transcript: Video 2 Susanne Winchester stellt sich vor
Gemeinsamkeiten:
Answer
- Beide Autorinnen sind aus Deutschland.
- Beide leben schon seit langem in Großbritannien (länger als sie in Deutschland gelebt haben).
- Beide sind in den 1960er Jahren geboren.
- Beide haben aufgrund der deutschen Geschichte eine kritische Einstellung zum Nationalismus/zur deutschen Nationalität.
Unterschiede:
Answer
- Christine sieht sich manchmal als Londonerin, während Susanne Deutschland noch als „Heimat“ oder „zu Hause“ ansieht.
- Beide sprechen unterschiedliche Aspekte an, z.B. Christine sagt, dass sie Großstädterin ist, Susanne hat unterschiedliche Namen in Großbritannien und in Deutschland.
- Susanne diskutiert das Konzept „Heimat“, seine Bedeutung im Nationalsozialismus und seinen Missbrauch in der heutigen Politik.
Übung 2
Schauen Sie sich die beiden Videoclips jetzt noch einmal an und lesen Sie dabei gleichzeitig die Transkription. Achten Sie auf die Sprache, die die beiden Sprecherinnen verwenden. Notieren Sie Ausdrücke, die nützlich sein könnten, wenn Sie sich selbst vorstellen wollen.
Sprechen Sie dann zwei Minuten über sich selbst. Woher kommen Sie? Wo leben Sie jetzt? Mit welchem Land oder mit welcher Region identifizieren Sie sich?
Comment
Konnten Sie Ausdrücke aus den Videoclips für sich selbst verwenden oder adaptieren?
Zum Beispiel:
- Ich komme ursprünglich aus …
- Ich fühle mich mit … verbunden.
- Ich fühle mich in … zu Hause / nicht zu Hause.
- Ich bin Großstädter(in)/Kleinstädter(in).
- Ich bin … geboren.
- Ich bin Migrantin.
- Bevor ich heiratete, …
- … für jemanden, der in den Sechziger/Siebziger/Achtziger/Neunziger Jahren geboren ist, …
Übung 3
In den folgenden Übungen lesen Sie einen für Schüler*innen verfassten Lehrtext, in dem es um verschiedene Aspekte der Identität geht. Der Text verbindet die persönliche Perspektive mit einer theoretischen Analyse des Begriffs. Solche Verbindungen herzustellen ist eine wichtige Fähigkeit beim akademischen Arbeiten.
Zuerst sollen Sie eine persönliche Reaktion abgeben und bereiten sich damit auch auf die Sprache und den Inhalt des Textes vor. Lesen Sie die Aussagen und denken Sie darüber nach, was auf Sie selbst zutrifft. Wählen Sie alle Aussagen aus, die auf Sie passen. Zu dieser Übung gibt es keine Beispielantwort.
Übung 4
Lesen Sie nun den Lehrtext „Unsere Identität“, in dem neun Aspekte der Identität beschrieben werden. Ordnen Sie dann den neun Aspekten jeweils ein passendes Beispiel zu. Diese Übung hilft beim verstehenden Lesen und macht die Strukturierung des Textes klar.
Text 1 Unsere Identität
Der Begriff „Identität“ kommt aus dem Lateinischen. Wenn wir von der Identität eines Menschen sprechen, meinen wir einerseits das, was einen Menschen im Kern ausmacht (unabhängig von der Tatsache, dass wir uns immer wieder verändern; unabhängig von der Tatsache, dass wir uns in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich verhalten können und unterschiedliche soziale Rollen einnehmen können). Wir meinen aber auch das, was uns zu einer einzigartigen Persönlichkeit macht, die sich von allen anderen Menschen unterscheidet. Identität bezieht sich also auf das, was uns zu einer individuellen Persönlichkeit macht, die es – unter derzeit 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten – genau einmal gibt. Identität ist die Voraussetzung für Individualität (lat. in-dividuum = das Unteilbare).
Wenn wir uns fragen, was alles einen Menschen zu einem Individuum mit einer ganz individuellen Identität macht, stellen wir schnell fest, dass dazu ganz viele Aspekte gehören.
Das beginnt mit den äußeren Daten über die uns zum Beispiel der Staat identifizierbar macht (Name, Geburtsdatum, Geburtsort, Geschlechtszugehörigkeit, Sozialversicherungsnummer, …).
Das geht weiter mit mehr oder weniger konstanten äußeren Merkmalen, (z. B. Gesichtszüge, Augenfarbe, …), über die andere Menschen uns identifizieren und von anderen unterscheiden können.
Dazu kommen äußere Merkmale, die wir selbst beeinflussen und gestalten können, zum Beispiel unser „Outfit“, Schmuck, Styling, Tattoos, …
Aber zur Identität gehören auch Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften. Manche Menschen sind z. B. eher introvertiert und schüchtern. Andere sind extravertiert und gehen sehr schnell auf andere Menschen zu. Manche Menschen reagieren auf Herausforderungen eher mit dem Verstand und mit logischem Nachdenken. Andere reagieren eher auch dem Bauch heraus, also emotional. Manche Menschen vermeiden Konflikte und möchten jedem Streit aus dem Weg gehen. Andere sehen in Auseinandersetzungen eine spannende Herausforderung und suchen geradezu solche Situationen.
Zur Identität gehören aber auch Interessen und Neigungen. Manche Menschen lieben Mathematik. Anderen ist sie ein Schreckgespenst. Manche Menschen lieben es, auf hohe Berge zu klettern. Andere bekommen schon beim Gedanken an eine Klettertour Panik. Manche Menschen lieben klassische Musik. Andere hören lieber [Rock].
Zur Identität gehören eigene Lebensentwürfe und Zukunftsvorstellungen, nach denen sie auch ihre Gegenwart gestalten. Manche Menschen begnügen sich manchmal damit, „in den Tag hineinzuleben“, ohne sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Manche träumen von Karriere und viel Geld. Andere wollen lieber eine sinnerfüllende Aufgabe oder viel Freizeit oder Zeit für Kinder und die Familie.
Zur Identität gehören Werte und Werthaltungen, unsere religiöse Haltung, unsere politische Einstellung, aber auch eine eigene Vorstellung von einem sinnerfüllten Leben. Manche Menschen sind sehr religiös. Andere glauben nicht an Gott. Manche Menschen engagieren sich politisch. Manche identifizieren sich mit der Partei A. Andere mit der Partei B. Manche Menschen interessieren sich nicht für Politik und gehen nicht einmal zur Wahl. Andere gehen auf Demonstrationen, unterschreiben Petitionen, schreiben Leserbriefe zu politischen Fragen, …
Zur Identität gehört aber auch das Wissen um unsere Vergangenheit und um die Herkunft. Die Familie, das soziale Milieu, die Kultur, in die wir hineingeboren worden sind, prägt unser Bild von uns selbst. Fast alle Menschen erinnern sich an bestimmte Situationen und Ereignisse in ihrem Leben, die sie geprägt haben.
Zur Identität gehören die sozialen Beziehungen, die in unserem Leben eine Rolle spielen. Wir sind nicht nur Einzelwesen, sondern soziale Wesen, die mit anderen Menschen in engem Kontakt stehen.
Ordnen Sie jedem Aspekt ein passendes Beispiel zu.
Using the following two lists, match each numbered item with the correct letter.
-
Geburtsdatum
-
Augenfarbe
-
Kleidung
-
Schüchternheit
-
Liebe zur Musik
-
Berufspläne
-
Politische Einstellung
-
Kindheitserfahrungen
-
Freunde
Match each of the previous list items with an item from the following list:
a.Werte und Werthaltungen
b.Wissen um Vergangenheit und Zukunft
c.Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften
d.Äußere Daten
e.Konstante äußere Merkmale
f.Lebensentwürfe und Zukunftsvorstellungen
g.Soziale Beziehungen
h.Äußere Merkmale, die wir selbst beeinflussen können
i.Interessen und Neigungen
- 1 = d,
- 2 = e,
- 3 = h,
- 4 = c,
- 5 = i,
- 6 = f,
- 7 = a,
- 8 = b,
- 9 = g
Answer
| Neun Aspekte der Identität | Konkrete Beispiele |
|---|---|
| Äußere Daten | Geburtsdatum |
| Konstante äußere Merkmale | Augenfarbe |
| Äußere Merkmale, die wir selbst beeinflussen können | Kleidung |
| Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften | Schüchternheit |
| Interessen und Neigungen | Liebe zur Musik |
| Lebensentwürfe und Zukunftsvorstellungen | Berufspläne |
| Werte und Werthaltungen | Politische Einstellung |
| Wissen um Vergangenheit und Zukunft | Kindheitserfahrungen |
| Soziale Beziehungen | Freunde |
Übung 5
Sprechen Sie jetzt darüber, was Ihnen für Ihre eigene Identität wichtig ist. Hören Sie zunächst als Beispiel einen Audioclip, in dem die Sprecherin alle neun Aspekte abdeckt. Überlegen Sie sich dann, was Sie über sich selbst sagen wollen. Machen Sie Notizen und nehmen Sie sich dann auf.