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Advanced German: Regional landscapes
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5 Heiligendamm

In den folgenden drei Quellen steht Heiligendamm an der deutschen Ostseeküste im Zentrum.

Aufgabe 8

Lesen Sie die Quellen und fassen Sie jeweils den Inhalt mit eigenen Worten kurz zusammen.

Text 1

Heiligendamm, das älteste Seebad Deutschlands

[…]

Der Ort liegt oben an der frischen Ostseeküste Mecklenburgs, zwischen Seestädtchen mit so erhabenen Namen wie Kühlungsborn im Westen, Warnemünde im Osten oder Bad Doberan, die einstige Sommerresidenz mecklenburgischer Herzöge, im Rücken. Auch Heiligendamm ist ehrwürdig, denn es ist mit 203 Jahren das älteste Seebad Deutschlands. Gründer war Herzog Friedrich Franz, der Stolz sind 26 klassizistische Gebäude aus der Gründungszeit, zwei der größten ragen fast ins Meer.

Früher kam im Sommer hauptsächlich die Schuppenflechte hierher: auf den getrennten Strandabschnitt, wo die Patienten mit freiem Oberkörper Ball spielten und von Lisbeth Rachow „kulturell“ betreut wurden. „Mein Schwiegersohn war zehnmal hier, immer war am Ende der Kur die Flechte weg“, sagt [Frau Rachow]. Frischluft und Salzwasser, und abends um zehn war Schluß, auch wenn die Acht-Mann-Kapelle aufspielte.

Heiligendamm war das fünftgrößte Sanatorium der DDR und ganz für Arbeiter da. Die ehemalige Kulturleiterin Lisbeth Rachow sitzt kittelbeschürzt in ihrem Wohnzimmer und hat einen großartigen Fensterblick über die Felder. Das Wohnhaus, einer der beiden Plattenbauten, steht versteckt am Rande des Ortes, wo sich die Touristen nicht hin verirren.

[…]

(Katrin Wienefeld, Heiligendamm, das älteste Seebad Deutschlands, „Das Sonntagsblatt“, 26.4.96, S. 37, gekürzt)

Vokabular

Schuppenflechte (f.) chronische Hautkrankheit, Psoriasis; hier verwendet zur Beschreibung von allen Kranken, die nach Heiligendamm kommen

Text 2

Wir brauchen einander

Bild 9 Gruppenfoto der Gipfel-Ländervertreter zusammen mit den Afrika-Outreach Vertretern

In Heiligendamm ist am Freitag das jährliche Gipfeltreffen der acht großen Industriestaaten (G8) zu Ende gegangen. „Es war ein erfolgreicher Gipfel“, resümierte Bundeskanzlerin Angela Merkel zufrieden. Zuvor hatten sich die Staats- und Regierungschefs in allen Kernthemen auf weitreichende Beschlüsse verständigt: vom Klimaschutz über die Afrika-Politik bis zum angestoßenen „Heiligendamm-Prozess“.

Die Industrieländer wollen mit dem Heiligendamm-Prozess die Zusammenarbeit mit den fünf großen Schwellenländern in einen ständigen Dialog überführen.

[…]

Besonders im Dialog mit den Entwicklungs- und Schwellenländern wurde in Heiligendamm einmal mehr deutlich, wie sehr die Schwerpunktthemen der G8 zusammenhängen. Denn der Klimaschutz hat neben der wirtschaftlichen auch eine entwicklungspolitische Dimension. Ebenso wie der Welthandel und die zahlreichen außenpolitischen Konflikte, vor denen die G8-Staaten stehen.

G8 und Outreach-Partner: eine feste Kooperation

Viele Herausforderungen können die großen Industriestaaten heute nicht mehr allein lösen. Die großen Schwellenländer China, Indien, Mexiko, Brasilien und Südafrika spielen eine immer wichtigere Rolle. „Wir kommen ohne einander nicht aus“, brachte es Merkel auf den Punkt.

In Heiligendamm haben beide Gruppen deshalb beschlossen, enger und kontinuierlicher zusammenzuarbeiten: der neue Heiligendamm-Prozess.

[…]

Gutes Klima für das Klima

Erstmals hatten sich die G8 tags zuvor auf die Notwendigkeit gemeinsamer Reduktionsziele bei den Treibhausgasen verständigt. Die Bundeskanzlerin zeigte sich sehr zufrieden darüber, dass darüber hinaus Einvernehmen darüber bestand, die Klimaschutzbemühungen in einen UN-Prozess einmünden zu lassen.

[…]

Gemeinsam gestalten: der Geist von Heiligendamm

Miteinander sprechen, miteinander gestalten – das ist der Geist der Weltwirtschaftsgipfel seit 1975. Damals über Ölkrise und Wechselkurse, heute darüber, wie die Globalisierung so gestaltet werden kann, dass sie Chancen für alle birgt.

(G8 Gipfel, Website der Bundesregierung, 8.6.07, http://www.g-8.de, gekürzt, gelesen am 29.1.09)

Vokabular

Schwellenländer (Pl.) Länder mit schneller industrieller Entwicklung

Text 3

80 000 gegen G8

Mit hunderten von Bussen, mit Zügen und Autos sind sie nach Rostock gekommen. Schließlich sind es 80 000, die in zwei Demozügen zur Abschlusskundgebung am Stadthafen ziehen. Bunte Züge, die die ganze Vielfalt der globalisierungskritischen Bewegung widerspiegeln.

Bei der Ankunft am Stadthafen überschlagen sich die Ereignisse. DemonstrantInnen attackieren ein Polizeiauto und seine Insassen, das einsam auf dem Kundgebungsplatz steht. Polizeieinheiten scheinen hierauf nur gewartet zu haben und prügeln wahllos in die Menge. Das Ergebnis ist genau die Eskalation, die kaum einer gewollt hat.

Immerhin gelingt es nach Stunden durch den mutigen Einsatz vieler DemonstrantInnen die Situation zu beruhigen.

[…]

Auf der Abschlusskundgebung fasste Werner Rätz für die Demo-AG zusammen:

Diese Woche in Rostock und Heiligendamm hat die politische Welt verändert. Wir haben die größte globalisierungskritische Massenmobilisierung erlebt, die es in Deutschland je gegeben hat. Sie wurde organisiert von einem Bündnis, in dem Großorganisationen keine wichtige Rolle spielten. Wir verfügten über keinen Apparat und keine Finanzstruktur.

Dafür war die inhaltliche Spannbreite sehr weit. Sie reichte vom Rand der institutionellen Kirche bis weit in die radikale Linke. Mit Greenpeace oder der Interventionistischen Linken brachten sich Organisationen und Strömungen in die Zusammenarbeit ein, die das bisher eher nicht getan haben.

[…]

Gleichzeitig haben die G8 erneut gezeigt, dass sie keinerlei Lösungen für die Probleme der Welt anzubieten haben. Ein Klimakompromiss, der nochmals vom schon zweimal reduzierten Mindestziel nach unten abweicht und der nicht einmal beschlossen wurde, sondern nur erwogen wird – das ist ein Witz! […]

[…] Die G8 sind überflüssig. Heiligendamm 2007 wird ein dicker Sargnagel in der Geschichte ihrer Beerdigung gewesen sein.

(Website der Demo-AG des G8-Koordinationstreffens 2007, http://www.heiligendamm2007.de, gekürzt, gelesen am 29.1.09)
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Discussion

Sie haben vielleicht andere Inhalte in Ihrer Zusammenfassung verwendet. Vergleichen Sie Ihre Version mit dieser.

  • Text 1 beschreibt die Lage und die Geschichte von Heiligendamm. Der Ort liegt zwischen den Städten Kühlungsborn, Warnemünde und Bad Doberan. Das Seebad existiert seit über 200 Jahren und hat noch 26 klassizistische Gebäude aus der Zeit seiner Gründung. Früher kamen Menschen hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen nach Heiligendamm, zum Beispiel zur Heilung von Hautkrankheiten. Zu DDR-Zeiten war es das fünftgrößte Sanatorium für die Arbeiterschaft.
  • Text 2 beschreibt das Gipfeltreffen der acht großen Industriestaaten, das im Juni 2007 in Heiligendamm stattfand. Der sogenannte „Heiligendamm-Prozess“ steht für eine engere und kontinuierliche Zusammenarbeit mit den fünf großen Schwellenländern China, Indien, Mexiko, Brasilien und Südafrika. Dabei geht es auch um gemeinsame Klimaschutzpolitik, zum Beispiel Ziele für die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen. „Miteinander sprechen, miteinander gestalten“ ist schon seit dem Weltwirtschaftsgipfel 1975 ein wichtiger Teil solcher internationalen Treffen.
  • Text 3 beschreibt die Protestaktionen von etwa 80 000 Demonstranten während des G8-Treffens. Dabei kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Werner Rätz von der Demo-AG beschreibt die Ereignisse in Heiligendamm und Rostock als „größte globalisierungskritische Massenmobilisierung“ in Deutschland. Viele Organisationen aus verschiedenen Bereichen hatten sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Die Ergebnisse des Treffens werden als gering eingeschätzt.

In Zusammenfassungen ist es manchmal sinnvoll, neue Begriffe oder prägnante Formulierungen zu zitieren, vor allem, wenn man sie selbst kaum kürzer formulieren kann, z.B. „Miteinander sprechen, miteinander gestalten“.

Aufgabe 9

Nachdem Sie gerade den Inhalt zusammengefasst haben, analysieren Sie jetzt die Perspektive, aus der in den Quellen jeweils über Heiligendamm berichtet wird. Welche Begriffe und Formulierungen passen jeweils zu der Perspektive? Achten Sie auch darauf, woher die Quelle stammt.

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Discussion

Vergleichen Sie Ihre Analyse mit diesem Vorschlag.

  • Text 1 ist ein Artikel aus dem „Sonntagsblatt“. Die Autorin bietet eine Mischung aus historischen Fakten und persönlichen Eindrücken („kittelbeschürzt im Wohnzimmer“ und Erzählungen (z.B. wenn Lisbeth Rachnow von ihrem Schwiegersohn berichtet) und malt ein sehr positives Bild von Heiligendamm.
  • Text 2 ist eine offizielle Online-Publikation der Bundesregierung. Heiligendamm ist in dieser Perspektive der Ort eines erfolgreichen G8-Gipfels. Heiligendamm wird symbolisch mit den als positiv bezeichneten Resultaten des Treffens gleichgesetzt („Heiligendamm-Prozess“, „Geist von Heiligendamm“).
  • Text 3 ist von der Website der Demo-AG gegen den G8-Gipfel. Aus dieser Perspektive wird Heiligendamm zum Ort einer sehr erfolgreichen Massendemonstration. Heiligendamm steht symbolisch für den Ort, an dem das Scheitern des G8-Systems und der Verhandlungen deutlich wurde („Sargnagel in der Geschichte ihrer Beerdigung“).

Aufgabe 10

Heiligendamm wird vermutlich künftig nicht mehr nur als Heilbad oder als ehemaliges DDR-Sanatorium für Arbeiter gelten. Vielleicht wird Heiligendamm im kulturellen Gedächtnis der Menschen in Zukunft auch zum Ort des „Heiligendamm-Prozesses“ oder zum Ort von Massendemonstrationen gegen den G8-Prozess.

Welche Orte oder Landschaften in Ihrem Land kennen Sie, die einen ähnlichen Prozess erlebt haben?

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Discussion

Hier einige Beispiele.

  • Twyford Down in Südengland war zuerst bekannt wegen archäologischer Funde und als Naturschutzgebiet, dann durch den Autobahnbau und die direkten Protestaktionen von Aktivisten wie Daniel Hooper alias „Swampy“.
  • Glastonbury war früher bekannt wegen archäologischer Funde, dann als Ort eines berühmten Rockfestes.
  • Potsdam bei Berlin war vor allem bekannt für seine Schlösser (zum Beispiel Schloss Sanssouci), aber seit 1945 auch wegen des Potsdamer Abkommens, in dem Deutschland politisch und geografisch neu geordnet wurde.
  • Die Orte Brokdorf (Schleswig-Holstein), Neckarwestheim (Baden-Württemberg) und Gorleben (Niedersachsen) wurden durch Proteste gegen Atomkraftwerke und eine Atommüll-Endlagerstätte bekannt.
  • Städte wie Maastricht (Holland), Bologna (Italien) und Schengen (Luxemburg) sind international bekannt wegen der Gründung der Europäischen Union und einer einheitlichen Währung, der Schaffung eines europäisch einheitlichen Hochschulwesens und der Aufhebung von Grenzkontrollen im europäischen Personenverkehr.